Stetternich

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Der Ort Stetternich bildet seit 1972 einen Stadtteil von Jülich. Im Dialekt des Ortes wird der Name Stätenisch ausgesprochen. Seine erste bekannte Erwähnung stammt von 1171, als ein Winand von Steterich als Gefolgsmann des Grafen von Jülich genannt wird. Weitere Belege aus den folgenden Jahrhunderten sind Stetterich (1486, 1637, 1715), Stetternich (1575, 1806/07, 1830), Steternich (1588), Setterich (1720).

Im Fall von Stetternich ging die Forschung lange Zeit davon aus, dass der ursprüngliche, vermeintlich römische Ortsname *Stertiniacum gelautet habe. Man nahm also eine Abteilung vom Namen Stertinius an, in Kombination mit dem Grundwort -acum. Dieses stellt die lateinische Form des keltischen -akon dar, welches eine Zugehörigkeit ausdrückt. Im Rheinland lautet die heutige Form von -acum häufig -ich, wie zum Beispiel im Ortsnamen Zülpich (lat. Tolbi-acum 'Gut des Tolbios'). Übersetzt hieße Stetternich also 'Gut/Ort des Stertinius'.
In der Forschung war (und ist) die Deutung heutiger Ortsnamen als Nachfolger von solchen acum-Namen beliebt, da man auf diese Weise versucht, einen möglichst geschlossenen keltischen Siedlungsraum im Rheinland nachzuweisen.

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Stadtwappen Stetternich | © gemeinfrei
Bildunterschrift
Stadtwappen Stetternich | © gemeinfrei

Bei Stetternich ignoriert diese Deutungsweise aber völlig die Überlieferung, die bis ins 16. Jahrhundert nur die n-losen Formen wie Steterich und Stetterich erkennen lässt.
Es stellt sich also die Frage, wo das n herkommt, um den Namen richtig deuten zu können. Nimmt man anstelle von -ich als Grundwort -rich an, lässt es sich erklären: Denn -rich kann entweder auf althochdeutsch rihi ('Bereich') zurückgeführt werden oder aber es handelt sich um eine abgeschliffene Form der Grundworte -berg oder -bach (-bich), die im Rheinland häufig ebenfalls -rich lautet. In beiden Fällen wird ab dem 16. Jahrhundert -rich häufig durch -nich ersetzt, ein Grundwort, das sich in vielen rheinischen Ortsnamen findet. Teilweise lässt es sich tatsächlich auf einen -acum-Namen zurückführen (neben Zülpich z. B. bei Sievernich, Bessenich, Lövenich), oft wird es aber auch erst später in Anlehnung an diesen Ortsnamentypus auf Ortsnamen übertragen, die vorher mit einem anderen Grundwort gebildet wurden (z. B. bei Morschenich, Vilvenich; alle Beispiele aus Breuer 2009).

Als Bestimmungswort ist für Stetternich dann rheinisch Stade(n) 'Böschungs- oder Ufergelände' anzunehmen, das auf althochdeutsch stat, stad 'Stätte' zurückgeht. Da der Ort am Ellbach liegt, kann man davon ausgehen, dass der heutige Ortsname ursprünglich den *State-rich, also den 'Uferbereich', auf dem die Siedlung errichtet wurde, bezeichnet hat.