Sieg

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Die Sieg ist ein etwa 150 Kilometer langer, rechter Nebenfluss des Rheins. Sie entspringt im südlichen Rothaargebirge auf dem Ederkopf-Lahnkopf-Rücken, durchfließt dann das Siegerland und die südlichen Ausläufer des Bergischen Landes, um dann südwestlich von Siegburg und nördlich von Bonn bei Troisdorf-Bergheim in den Rhein zu münden.

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Nach der Flut: Wasservögel suchen in zurückgehendem Hochwasser der Sieg nach Nahrung | © Olbertz, CC BY-SA 3.0
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Nach der Flut: Wasservögel suchen in zurückgehendem Hochwasser der Sieg nach Nahrung | © Olbertz, CC BY-SA 3.0

Sprachlich gibt die Sieg der Namenforschung bis heute Rätsel auf, auch wenn auf Internetseiten gerne anderes suggeriert wird (sicherer Ursprung im keltischen Wort Sikkere 'schneller Fluss'). Einer der frühesten Belege (aus dem Jahr 972) für den Flussnamen, der noch in einem lateinischen Text steht, lautet secus fluvium Sigina 'den Fluss Sieg entlang'. Später ist der Name dann auch in zahlreichen deutschen Schriftstücken zu finden, wie üblich für diese Zeit in jeweils etwas unterschiedlicher Schreibung: 1343 dy Syge, 1345 dey Seeghe, 1357 die Sieghe. Dabei entsteht der Unterschied im Vokalismus des Wortes (Syge/Sieghe - Seeghe) durch eine unterschiedlich große Nähe der jeweiligen Texte zum gesprochenen Dialekt: Die Senkung von i zu e ist ein typisches Merkmal der ripuarischen Mundart, das zum Beispiel auch in du bringst - do brenks. Orientiert sich ein Schreiber nah an der gesprochenen Sprache, schreibt er eher e, ein erfahrener Schreiber, der gut zwischen Schrift- und Sprechsprache unterscheiden kann, verwendet eher i.

Eine Bedeutungsangabe des Flussnamens gestaltet sich schwierig, da man ihn je nachdem, welche ursprüngliche (nicht überlieferte) Variante des Namens man annimmt, auf unterschiedliche Wurzeln zurückführen kann. Am häufigsten wird der Flussname Sieg in der Namenforschung auf die indoeuropäische Wurzel *seik- zurückgeführt. Diese hat die Bedeutungen 'ausgießen, seihen, rinnen, tröpfeln'. Über althochdeutsch sigan 'sinken, fallen, tropfen, herab-/herausfließen' und althochdeutsch sihan 'seihen, tröpfeln' hat sich daraus im Hochdeutschen das Wort seihen entwickelt, weiterhin verwandt sind versiegen und sickern. Somit würde der Flussname Sieg sich auf die Eigenschaften des Wassers beziehen, ein Benennungsmotiv, dass sowohl bei den alteuropäischen-voreinzelsprachlichen Gewässernamen als auch bei den germanischen sehr üblich ist. Zu welcher Gruppe Sieg gehört, d. h. wie alt der Flussname ist, konnte bis jetzt nicht eindeutig geklärt werden.

Andere indoeuropäische Wörter, auf die der Name zurückgehen könnte, sind *sek- 'rinnen, versiegen, senken' und *seg- 'überwältigen, halten, Sieg'.

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Romantische Vereinigung: Siegmündung in den Rhein | © Jpetersen, CC BY-SA 2.0
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Romantische Vereinigung: Siegmündung in den Rhein | © Jpetersen, CC BY-SA 2.0

Wie die Orts- und Landschaftsnamen (Siegen, Siegburg, Siegerland) entlang des Flussverlaufs bereits andeuten, prägt die Sieg die sie umgebende Landschaft stark. Das liegt auch daran, dass sie insbesondere im unteren Bereich häufig über ihre Ufer tritt, was eine entsprechende Gestaltung der Landschaft nötig macht. War es aus diesem Grund in früheren Zeiten üblich, den Fluss durch einen veränderten und vorgegebenen Fließweg zu kontrollieren, wurden in den letzten Jahren Maßnahmen eingeleitet, um die Sieg zu renaturieren. Größere Wiesenflächen und Auen sollen dem Fluss bei Hochwasser den nötigen Platz zum Ausbreiten bieten. Auch für die Verbesserung der Wasserqualität wurden entsprechende Maßnahmen eingeleitet, so dass sich inzwischen sogar der Lachs in der Sieg wieder wohlfühlt.

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Stadtansicht von Siegburg, um 1640 | aus: Rheinischer Städteatlas. Siegburg. 2017
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Stadtansicht von Siegburg, um 1640 | aus: Rheinischer Städteatlas. Siegburg. 2017