Walterscheid
Walterscheidt – mit -dt also – hieß die fiktive Gesprächspartnerin der fiktiven Bäckersfrau namens Roleber, mit der Konrad Beikircher seinerzeit im WDR-Hörfunk bekannt wurde. "Sarens, Frau Walterscheidt" – mit diesen Worten begannen jene Telefongespräche, die Frau Roleber so gern führte, wenn sie gerade keine Kunden bedienen musste. Warum Roleber, warum Walterscheidt?
Der Ort Roleber liegt im rechtsrheinischen Teil von Bonn. Bis nach Walterscheid – mit -d geschrieben – sind es in Luftlinie kaum 25 Kilometer; bei diesem Walterscheid handelt es sich um eine sehr kleine Siedlung bei Much im Rhein-Sieg-Kreis. Beide Frauen trugen also "Wohnstättennamen" oder "Herkunftsnamen" – und zwar solche, die auf die rechte Rheinseite im Raum Köln-Bonn verweisen. Im Rheinland sind Familiennamen nicht selten, die identisch mit dem Namen einer Ortschaft sind, also kein zusätzliches Bildungselement enthalten. Ein weiteres Beispiel für diesen Typ wäre der Familienname Overath; er begegnet im Rhein-Sieg-Kreis recht oft, Wolfgang Overath stammt ja auch aus Siegburg. Der rheinländische Familienname Cöllen gehört ebenfalls in diese Gruppe (auch wenn hier natürlich eine ältere Form des Ortsnamens Köln konserviert wird). Anders liegt der Fall dagegen bei einem Namen wie Adenauer (zu Adenau).
Heinrich Dittmaier schreibt zur Bedeutung des im Bergischen besonders häufig vorkommenden Namens Scheid: "Grenze, Scheide, Bergriedel; die letzte Bedeutung dürfte wohl die vorherrschende sein. Mit Scheid werden vielfach die bewaldeten (oder ehemals bewaldeten) Erhöhungen zwischen zwei Tälern bezeichnet. Von hier geht dann die Bedeutungsverschiebung 'bewaldete Erhöhung' > 'Wald' aus" (Dittmaier 1963, S. 262). Im Namen der Siedlung Walterscheid erkennt er als ersten Bestandteil den Personennamen Walter bzw. dessen Vorläufer Waldhere; der Ortsname ist 1403 als Waelderschiet belegt (Dittmaier 1956, S. 77).