Vaeßen

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Familiennamen niederländischen Ursprung kommen relativ häufig im Rheinland vor, natürlich besonders entlang der Grenze zu unserem Nachbarland im Westen. So auch der Familienname Vaeßen, der zwar mit dem Buchstaben ß eine deutsche Schreibung aufweist, seinen Ursprung aber im Niederländischen hat. Das Hauptverbreitungsgebiet dieses Familiennamens liegt im südlichen Rheinland an der niederländischen Grenze, sodass die meisten Träger:innen in der Städteregion Aachen, dem Kreis Heinsberg wie auch im Kreis Viersen leben. In den Niederlanden setzt sich dieses Verbreitungsgebiet dann fort – hier finden sich nahezu im gesamten Land Menschen mit diesem Familiennamen, die meisten davon wohnen im Raum Sittard-Geleen.

Wie viele andere Familiennamen, die im Rheinland vielfach verbreitet sind, geht auch Vaeßen auf den Namen eines Heiligen zurück, in diesem Fall auf einen der Eisheiligen, nämlich Servatius. Dessen Name wiederum stammt wohl vom lateinischen Wort servare, das so viel wie ‚retten, beschützen‘ bedeutet; daraus wurde dann die Bedeutung ‚der Gerettete‘ oder ‚zu den Geretteten gehörend‘ für den Namen Servatius abgeleitet. Man nimmt an, dass dieser eventuell ursprünglich nach einer schwierigen Geburt vergeben wurde. Durch die Verehrung des Bischofs von Tongern, des heiligen Servatius, fand der Name vor allem in den Niederlanden und Belgien, aber auch in Westdeutschland Verbreitung. Dem Familiennamen Vaeßen liegt nun eine Kurzform des Namens Servatius zugrunde (in den rheinischen Dialekten erscheint der Name häufig zu Servaz verkürzt). Möglicherweise könnte es sich auch um eine Kurzform von Wasmut handeln.

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Servatius von Tongern | © Kleon3, gemeinfrei
Bildunterschrift
Servatius von Tongern | © Kleon3, gemeinfrei

Dass es sich bei Familiennamen um Zeugnisse historischer Sprachstufen handelt, zeigt sich bei Vaeßen – heutzutage würde man im Niederländischen statt ae die Verdoppelung des Buchstaben a (etwa Vaaßen) schreiben, um auszudrücken, dass es sich um ein langes a handelt.

Die Endung -en findet sich auch in vielen anderen Familiennamen wider. Es handelt sich hierbei um eine alte Genitivendung, die entstanden ist aus Konstruktionen wie Jan Otten Sohn. Nach und nach ist dann der Zusatz Sohn entfallen, die Endung -en ist aber erhalten geblieben und drückt noch heute Abstammung aus, auch wenn Menschen heutzutage nicht mehr nach ihren direkten Vorfahren benannt werden (mehr zur Entstehung und Vergabe von Familiennamen erfahren Sie hier).