Toonen

Text

Einige Familiennamen sind leicht zu erklären oder man erkennt auf den ersten Blick, wo ihr Ursprung liegt (wie etwa bei Becker(s) oder Schumacher). Bei anderen hingegen muss man ein wenig tiefer „graben“ und forschen, um zu erfahren, woher der Name ursprünglich stammt. Manchmal erschweren auch alte mundartliche Varianten oder Formen mit niederländischem Einfluss das Verständnis. Das könnte auch bei dem Familiennamen Toonen zutreffen. Zugrunde liegt ihm ein Rufname lateinischen Ursprungs: Antonius. Von diesem sind sowohl im Rheinland zahlreiche Kurz- und Koseformen belegt – bei einigen wurde nur die letzte Silbe -ius getilt, bei vielen anderen hingegen entfällt auch die erste unbetonte Silbe An-, sodass Formen wie Tunn, Tünn, Tonn, Tönnes und ähnliche entstehen. Diese sind dann auch Grundlage für den Familiennamen Toonen, dessen Träger:innen besonders in Nordrhein-Westfalen und dort im Kreis Kleve, aber auch vielfach in den Niederlanden zu finden sind.

Bild
Antonius von Padua gilt als einer der Gründe, warum der Name Anton(ius) weit verbreitet ist | © Matthias Zender/LVR, CC BY 4.0 (005-71/Archiv des Alltags im Rheinland)
Bildunterschrift
Antonius von Padua gilt als einer der Gründe, warum der Name Anton(ius) weit verbreitet ist | © Matthias Zender/LVR, CC BY 4.0 (005-71/Archiv des Alltags im Rheinland)

Antonius ist ein lateinischer Name, der auf einen alten römischen Geschlechternamen (so etwa Marcus Antonius) zurückgeht, dessen Bedeutung aber nicht weiter geklärt ist. Grund für seine weite Verbreitung ist wohl einerseits der Begründer des Mönchwesens St. Antonius, zum anderen aber auch der Kirchenlehrer Antonius von Padua, dem auch als Patron, der Verlorenes wiederfindet, gedacht wird: Sint Antonis beste vrind, maak dat ik mijn … weer vindt ;Sankt Antonius bester Freund, mach, dass ich mein … wieder finde.‘. Im Rheinland werden Menschen, die häufig Dinge verlieren, auch scherzhaft mit dem Beinamen Schussels Tünn bezeichnet.

Anton, eine der Kurzformen des Rufnamens Anton(ius) wurde in den Niederlanden vor allem bis in die 1970er Jahre regelmäßig vergeben, mittlerweile scheint sich dort die noch kürzere Variante Toon durchzusetzen. In Deutschland hingegen steigt die Vergabe des Rufnamens Anton seit den 1980ern kontinuierlich an.

Ähnlich wie Dahmen oder Feyen weist der Familienname die Endung -en auf, eine alte Genitivendung (wie etwa bei des Löwen oder des Menschen), die erhalten geblieben ist. Sie stammt von Konstruktionen wie Jan Toonen Sohn oder Anna Toonen Tochter, im Laufe der Zeit sind dann die Zusätze Sohn und Tochter geschwunden. Der erste Träger oder die erste Trägerin des Familiennamens Toonen hatte dementsprechend einen Vater, der Antonius hieß (und Toon gerufen wurde). Heute gilt dies nicht mehr zwingend – Familiennamen sind willkürlich: Ein Herr Dick kann heute auch sehr schmal sein oder eine Trägerin des Namens Müller beruflich als Polizistin arbeiten. Familiennamen sind alte Überbleibsel, die historisch auf sogenannte Beinamen zurückgehen.