Terschüren

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„Sage mir, wie du heißt, und ich sage dir, wer du bist.“ Dieses alte Sprichwort trifft wohl heutzutage nicht mehr ganz zu – Familiennamen sind heute eben nur noch Bestandteil des Namens einer Person und beschreiben diese nicht mehr nach ihrem Beruf oder etwa ihrer Wohnstätte. Allerdings sind Familiennamen aus eben diesem Umstand entstanden. Im Mittelalter zogen immer mehr Menschen aufgrund des entstehenden Wirtschaftslebens in die Städte und dort trafen immer häufiger Personen mit demselben Namen aufeinander. Um das zu vermeiden, gab man sich gegenseitig sogenannte Beinamen – Namenszusätze, die häufig nach Aussehen, Eigenschaften, Beruf oder Wohnstätte des Trägers oder der Trägerin ausgewählt wurden, um sie von anderen Personen mit demselben Vornamen zu unterscheiden. Kennt man die Bedeutung seines Familiennamens, erfährt man also oft auch etwas über die Geschichte seiner Familie oder zumindest des Ursprungs des Familiennamens. Die ersten Menschen mit dem Namen Müller übten wohl eben diesen Beruf aus, Träger:innen des Namens Schwaderlapp hingegen hatten vermutlich früher jemanden in der Familie, der gern viel redete. Heißt man Terschüren, lebte der erste Träger oder die erste Trägerin des Namens wahrscheinlich an einer (besonderen) Scheune.

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Ob hier ursprünglich ein Mensch mit dem Namen Terschüren gewohnt hat? | © 12019, Pixabay-Lizenz
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Ob hier ursprünglich ein Mensch mit dem Namen Terschüren gewohnt hat? | © 12019, Pixabay-Lizenz

Terschüren ist dabei eine besondere Form eines Wohnstättennamens, denn es handelt sich um eine dreigliedrige Namensform. Der erste Teil des heutigen Familiennamens sind eigentlich zwei, denn die mittelniederdeutsche Präposition te ‚zu‘ und der ebenfalls mittelniederdeutsche Artikel der ‚der‘ sind im Laufe der Jahrhunderte zu Ter- verschmolzen (siehe etwa auch Terstegen). Der zweite Bestandteil geht auf das mittelniederdeutsche Wort schure sowie das mittelhochdeutsche schiure, schiur, schūre, schūr ‚Scheuer‘ zurück, das auch heute noch im Dialekt für die Scheune verwendet wird (RhWB Band 7, Sp. 1074 f.). Vorfahren der heutigen Träger:innen des Namens Terschüren wohnten also an einer besonderen Scheune und sind heute vor allem in Duisburg und dem Kreis Wesel zu finden, vereinzelt auch in weiteren Kreisen und kreisfreien Städten des Rheinlandes (siehe auch geogen).

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Vielleicht hat auch diese Scheune einmal als Wohnstätte gedient | © Pixabay, Pexels-Lizenz
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Vielleicht hat auch diese Scheune einmal als Wohnstätte gedient | © Pixabay, Pexels-Lizenz