Sievering

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Siegfried ist vielen wohl vor allem als Sagenfigur der Nibelungensage, in der er einen Drachen getötet haben soll, vertraut. Dass der Name aber auch Grundlage zahlreicher Familiennamen ist, dürfte weniger bekannt sein. Einer dieser Namen, der auf dem Namen des Sagenhelden fußt, ist Sievering.

Sievering ist ein Patronym, geht also zurück auf den Rufnamen des Vaters (oder einer männlichen Bezugsperson) wie auch etwa Dreesen oder Maaßen. Zugrunde liegt ihm der deutsche Rufname Siever, der aus dem Rufnamen Siegfried entstanden ist. Dieser wiederum besteht aus zwei Bestandteilen, die bereits im Althochdeutschen belegt sind: Der erste Teil stammt vom althochdeutschen Wort sigu sowie altsächsisch *sigi ‚Sieg‘, der zweite von althochdeutsch fridu und altsächsisch frithufrethu ‚Friede‘.

Der Wandel von Siegfried zu Siever lässt sich durch einige Lautwandelprozesse erklären. Die Bedeutung der beiden Bestandteile der Zusammensetzung Siegfried ging bereits in althochdeutscher Zeit verloren, sodass Lautangleichungen, die die Aussprache des Namens erleichterten, greifen konnten. Zum einen wurden die Bestandteile des Rufnamens Siegfried im Laufe der Jahrzehnte immer weiter zusammengezogen; das führte nach und nach zum Wegfall von Lauten im Inneren des Namens (siehe etwa auch Radolf > Ralf). Zudem kam es zum Entfall der sogenannten Kompositionsfuge, einem Element, das zwischen den Bestandteilen einer Zusammensetzung stehen kann (wie etwa bei Dose-n-pfand oder Hochzeit-s-torte). Schlussendlich entfiel auch noch der auslautende Buchstabe d, sodass aus Siegfried Siever entstand.

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Siegfried der Drachentöter | © Rami Tarawneh, CC BY-SA 2.5
Bildunterschrift
Siegfried der Drachentöter | © Rami Tarawneh, CC BY-SA 2.5

Angehängt an diese Form finden wir das Suffix (= Endung) -ing, das Zugehörigkeit ausdrückt. Es war ursprünglich weiter verbreitet, wie zahlreiche Ortsnamen auf -ing(en) beweisen, ging aber im Süden des deutschsprachigen Gebietes schon in althochdeutscher Zeit verloren. In den Niederlanden und einigen niederdeutschen Regionen wurde es weiterhin verwendet und diente vor allem zur Differenzierung von Rufnamen: Henning konnte entweder von Johannes oder von Heinrich stammen und dann den Junior bezeichnen oder als Koseform genutzt werden. Zumeist wurde bei Rufnamen Gebrauch von dieser Bildungsweise gemacht, aber auch auf Berufsnamen (Köstering < Sohn des Kösters) oder Übernamen (Vössing < Sohn des Voss) konnte diese angewendet werden.

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Auch im Wort Hochzeitstorte steckt ein Fugenelement | © Brent Keane, Pexels-Lizenz
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Auch im Wort Hochzeitstorte steckt ein Fugenelement | © Brent Keane, Pexels-Lizenz