Nelles
Namen von Heiligen bilden häufig die Grundlage von Familiennamen. Sie wurden bereits früh verehrt, ihr Name wurde an Kinder vergeben und als schließlich Beinamen und später Familiennamen auftraten, wurden Nachfahren auch nach ihrem Vater benannt (sogenannte Vaternamen, siehe etwa Dahmen oder Kerstgens). Auf einige Heilige gehen sogar mehrere hunderte Familiennamen zurück, so etwa auf den heiligen Nikolaus von Myra. Nicht ganz so viele sind es vermutlich beim Heiligen Cornelius, einem frühchristlichen Märtyrer und Papst, der besonders im Mittelalter verehrt wurde und so zur Verbreitung des Namens beigetragen hat.
Zu diesen Familiennamen, die auf den Rufnamen Cornelius zurückgehen, gehört sicher auch Nelles, eine Kurzform des Rufnamens mit Wegfall der ersten unbetonten Silbe Cor-. Die Endung -ius erscheint bei Nelles abgeschwächt zu -es. Um diesen Wandel nachvollziehen zu können, ist ein Blick in die Namen- und Sprachgeschichte des Rheinlandes notwendig. Im Mittelalter sind viele Namen im deutschen Nameninventar nicht germanischen, sondern häufig lateinischen oder griechischen Ursprungs. Diese Namen aus „fremden“ Sprachen weisen häufig die Endung -(i)us, -(i)as oder ähnliche auf: Antonius, Severinus, Matthias oder Andreas sind nur einige Beispiele. Bei Übernahme in die deutsche Sprache (und damit natürlich teilweise in die rheinischen Mundarten) wurden die Namen in Lautung und Schreibung an diese angepasst: Die Betonung wurde auf die erste Silbe festgelegt (Nelles – Cornelius); dadurch wurden allerdings häufig die ehemals vollen Vokale der letzten Silben (Cornelius) abgeschwächt, weniger stark ausgesprochen und zu dem gemurmelten e-Laut Schwa (dargestellt durch ə).
Cornelius ist ein lateinischer Rufname, der auf das römische Gentilgeschlecht Cornelius zurückgeht. Im alten Rom gab es, ähnlich wie bei uns heutzutage, ein klar gegliedertes System, das sich aus sogenannten praenomen, Nomen Gentile (oder Gentilnamen) und Cognomen zusammensetzte. Da es von den praenomen (entspricht etwa der Funktion unserer heutigen Rufnamen) nur wenige gab, konnten diese nur schwerlich der Identifikation dienen, sodass die Vergabe eines Gentil-, Geschlechter- oder auch Sippennamen, der ähnlich wie unsere heutigen Familiennamen vererbt wurde und so als Zeichen der Abstammung diente, notwendig wurde. Diese Nomen Gentile lagen in deutlicher größerer Zahl vor als die praenomen; einer dieser Gentilnamen war demnach Cornelius ‚aus dem Geschlecht der Cornelier‘. Sprachhistorisch ist nicht einwandfrei geklärt, woher der Name Cornelius stammt, vermutet wird eine Verbindung zu lateinisch cornu ‚Horn‘. Die letzte Gruppe des Namensystems im alten Rom umfasst die sogenannten Cognomen – individuelle Beinamen, die ursprünglich auf körperliche oder persönliche Merkmale anspielten und von denen eine große Vielfalt vorlag, die allerdings nicht immer vergeben wurden.