Heystermann

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Familiennamen haben unterschiedliche Quellen. Sie können ihren Ursprung sowohl in Abstammungsverhältnissen haben (sogenannte Patronyme wie etwa Dahmen und Peters oder Metronyme wie Trienekens), aber auch der Beruf (Faßbender) oder Eigenschaften eines Menschen (Schwaderlapp) konnten grundlegend sein für die Vergabe eines Familiennamens. Manchmal war eben auch der Herkunfts- oder aktuelle Wohnort ausschlaggebend für einen Familiennamen. So etwa bei Heystermann, ein Familienname, der fast ausschließlich im Rheinland und dort im Kreis Kleve, in Duisburg und Düsseldorf zu finden ist. Heyster- ist eine alte mundartliche Bezeichnung für einen ‚nicht zu dicken Laubbaum, dessen Stamm die Stärke einer Stange hat‘ (RhWB, Band 3, Sp. 480 f.). Je nach Region kann aber im Dialekt noch einmal unterschieden werden, um welche Art des Baumes es sich genau handelt: Während in Mülheim an der Ruhr, Köln und Mönchengladbach mit Heister etwa meist ein Buchenstämmchen gemeint ist, wird damit in Düsseldorf-Kaiserswerth, Geldern, Kempen und Viersen eine noch junge Eiche bezeichnet. Sprachhistorisch ist Heister im Mittelniederdeutschen (ca. 1150-1600) als heister, hēster ‚junger halbwüchsiger Laubbaum‘ belegt, auch im Mittelhochdeutschen existiert diese Form.

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Wald mit Buchen | © Mehlauge, CC BY-SA 4.0
Bildunterschrift
Wald mit Buchen | © Mehlauge, CC BY-SA 4.0

Personen mit dem Namen Heystermann sind damit wohl die Nachfahren eines Menschen, der an einem kleinen Wald mit jungen Laubbäumen (Buchen oder Eichen) gewohnt hat und nach diesem bezeichnet wurde. Für einige Namensträger:innen kann aber auch zutreffen, dass sie nach dem Ortsnamen Heister im Rheinland benannt wurden, den es ja sowohl in Wermelskirchen als auch in Neunkirchen-Seelscheid gibt.

Interessant ist noch die Endung -mann: Diese dient ähnlich wie etwa -s bei Stoffels oder -en bei Dahmen dazu, Verwandtschaft anzuzeigen und wurde etwa zur Unterscheidung des Junior vom gleichnamigen Senior verwendet und ging dann auch in die Familiennamen über. Vor einigen Jahren zeigte zudem eine Erhebung des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte, wie die Varianten -mann(s) und -man(s) am Niederrhein und den angrenzenden Städten der Niederlande verbreitet sind. Auf deutscher Seite der heutigen Staatsgrenze dominieren bei dieser Erhebung Familiennamen, die auf -mann enden, vereinzelt finden sich auch solche, die die Endung -manns aufweisen, in Borken, Kranenburg, Xanten und Kevelaer dann zudem eine geringe Anzahl von Familiennamen auf -mans, der niederländischen Laut- und Schreibvariante. In den Niederlanden finden sich im Norden bei Arnhem, Doetinchem und Nijmegen hauptsächlich Familiennamen mit der Endung -man, seltener auch mit einem -s erweitert. Im Südwesten der Niederlande zeigt sich hingegen das genau entgegensetzte Bild, dort sind vor allem Familiennamen auf -mans, weniger allerdings auf -man belegt.