Herzwurm

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Man muss schon Mitleid haben mit den Menschen, die im Mittelalter den Übernamen Herzwurm bekamen, welcher später zu einem vererbbaren Familiennamen wurde. Denn egal, wie genau ihr Herzproblem geartet war, es war so auffällig, dass sie daran erkennbar waren. Es könnte sein, dass Träger:innen dieses Namens an einer Herzerkrankung litten, Herzschmerz im übertragenen Sinne verspürten oder sie ein schlechtes Gewissen verfolgte.

Der Bestandteil Herz geht zurück auf mhd. herz(e), ahd. herza. Im Altsächsischen ist herta belegt. Für das Urgermanische lässt sich *hertōn rekonstruieren. Auch Wurm hat sich seit althochdeutscher Zeit in seiner Form so gut wie nicht verändert: belegt sind mhd. wurm, ahd. wurm und as. wurm. Unter einem Wurm verstand man im Mittelalter nicht nur die kleinen, sich windenden Tiere, sondern mitunter auch Schlangen und Drachen – allerdings ist diese Deutung im Kontext des Namens Herzwurm unwahrscheinlich. Die Übertragung von Würmern auf Schmerzen und Qualen beruht wohl eher auf der mühsamen Fortbewegung von Würmern oder dem Nagen der Tiere an organischem Material, durch das dieses krank oder beschädigt wird.

Der seltene Familienname ist fast nur im Rheinland verbreitet, insbesondere im Kreis Euskirchen. Aber auch im zentralen Rheinland sowie in Kleve heißen einige Menschen so.

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Ein Fall für die Kardiologie? | © Karolina Grabowska über pexels.com
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Ein Fall für die Kardiologie? | © Karolina Grabowska über pexels.com