Görgens

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Heiligennamen sind seit vielen Jahrhunderten ein Quell heutiger Familiennamen, so etwa MertensThiebes oder Gilgen. Das ist dem großen Einfluss der Heiligen zu verdanken, die besonders im 12. Jahrhundert große Bedeutung für die Menschen hatten. Zu diesen Heiligen zählt auch Georg(ius), einer der 14 Nothelfer, der sowohl bei Kriegsgefahren als auch bei Krankheiten (Fieber, Pest) helfen sollte, sowie als Beschützer der Haustiere gilt. Ursprünglich stammt der Heiligenname aus dem Griechischen (georgós ‚Landmann, Bauer‘) und wurde in der lateinischen Form Georgius in das deutsche Nameninventar aufgenommen. Dort verbreitete er sich aufgrund der Beliebtheit des Heiligen schnell und wurde auch, um Menschen mit gleichem Namen zu unterscheiden, in verschiedenen Formen verwendet. Eine dieser Varianten ist Görg.

Bereits früh wurden Namen aus anderen Sprachen ins Deutsche entlehnt; meist wurden sie nicht direkt an die im Deutschen geltende Lautung angepasst, sondern in ihrer Ursprungsform übernommen. Häufig fiel dann aber die Aussprache eines solchen Namens schwer, die unbekannte Lautverbindung mit Vokalen in zwei aufeinanderfolgenden Silben (= Hiatus) wurde getilgt, Kurzformen wie Görg, die den Hiatus nicht aufwiesen, wurden verwendet.

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„Vielbeschäftigter“ Heiliger: Georg. | © Michel Wolgemut, Wilhelm Pleydenwurff, gemeinfrei
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„Vielbeschäftigter“ Heiliger: Georg. | © Michel Wolgemut, Wilhelm Pleydenwurff, gemeinfrei

Bei Görgens ist dieser Kosename durch die Endung -ens erweitert worden - sie drückt Verwandtschaftsbeziehung zwischen den Träger:innen und ihren Vorfahren aus und stammt wohl von der Konstruktion Jan Görgens Sohn ‚Jan ist der Sohn des Görgen‘ oder Anna Görgens Tochter ‚Anna ist die Tochter des/von Görgen‘. Im Laufe der Zeit hat sich die Endung (=  Suffix) -en(s) gehalten, auch wenn die Verwandtschaftsbeziehung natürlich mittlerweile nicht mehr existiert, da Familiennamen zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert erblich wurden und nicht mehr nach den Vornamen des Vaters oder der Mutter, dem Beruf, der Wohnstätte, dem Herkunftsort oder besonderen charakterlichen wie körperlichen Eigenschaften vergeben werden. Bei der Endung -en handelt es sich um eine alte Genitivendung (ähnlich wie des Löwen), bei dem Suffix -s hingegen um die starke Variante dieser Genitivform (wie bei des Regens); manchmal kommen beide Formen auch gemeinsam vor, wie eben etwa bei Görgens.