Fritzschen

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Familiennamen gibt es in unterschiedlicher Art und Weise – sie unterscheiden sich aufgrund ihres Ursprungs, ihrer Bildungsweise und auch darin, wo sie jeweils verbreitet sind. Es gibt so einige Familiennamen wie etwa Müller, Meier (in seinen Schreib- und Lautvarianten) oder Schulze, die nahezu überall im deutschen Sprachgebiet zu finden sind. Und es gibt jene, die nur sehr vereinzelt verbreitet sind – wie etwa Fritzschen, dessen Träger:innen nur in Bonn und im Rhein-Sieg Kreis zu finden sind (siehe geogen).

Gliedert man den Familiennamen hinsichtlich Wortbildung und Grammatik auf, erhält man folgende Bestandteile: Fri- + -t(z)sch- + -enFrit(z)sch ist die Kurzform eines deutschen Rufnamens, wie er in Vollformen wie etwa Friedrich oder Friedbert vorkommt. Grundlage ist das althochdeutsche Wort fridu sowie das altsäsischen frithufrethu mit der Bedeutung ‚Friede‘. Die Endung (= Suffix) -t(z)sch zeigt an, dass es sich um eine Koseform des Rufnamens handelt, um etwa Zuneigung zu einer Person (manchmal auch einem Gegenstand) auszudrücken. Ihren Ursprung hat dieses Suffix vermutlich im deutsch-slawischen Kontaktgebiet – im Slawischen werden Laute wie gk oder ch, wenn sie vor i oder e stehen, teilweise zu ztsch oder sch verändert (tschechisch Horak > Horáček, gesprochen: Horatschek). Ein kleiner Teil dieser Formen auf –t(z)sch entstand auch im alemannischen Sprachgebiet, ihnen liegt seit dem 13. Jahrhundert die Suffixkombination -tschī(n) zugrunde. Die Schreibung -tzsch ist als Variante des Suffix -tsch an zu verstehen.

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Auch Friedrich der Große trug volkstümlich den Rufnamen Fritz | © Von Anton Graff, gemeinfrei
Bildunterschrift
Auch Friedrich der Große trug volkstümlich den Rufnamen Fritz | © Von Anton Graff, gemeinfrei

Neben Familiennamen, die nach dem Beruf oder der Herkunft vergeben wurden, diente häufig auch der Rufname des Vaters (seltener auch der Mutter) als Grundlage eines Familiennamens. Sogenannte Patronyme (= Vaternamen) drücken Zugehörigkeit und Abstammung aus; sie sind entstanden aus Konstruktionen wie Jan Otten Sohn. Der Zusatz Sohn ist mit der Zeit entfallen, erhalten geblieben ist aber die erstarrte Genitivform auf -en (ähnlich wie bei des Löwen oder des Jungen). Auch dem Familiennamen Fritzschen dürfte diese Bildungsweise zugrunde liegen, die Endung -en zeigt also an, dass die ersten Träger:innen des Namens Nachkommen eines Mannes waren, der den Kosenamen Fritzsch trug.