Brings

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Vieles ist über eine der erfolgreichsten Mundart-Bands des Kölner Raumes bekannt: Die Titel ihrer von Erfolg gekrönten Hits, die Namen der Bandmitglieder oder wo der nächste Auftritt stattfindet. Doch, was hat es mit dem Namen der Band auf sich? Benannt ist die Gruppe nach den Brüdern und Gründungsmitgliedern Brings, aber auch zahlreiche weitere Menschen im Rheinland tragen diesen Familiennamen. Dort sind sie vor allem im Rhein-Kreis Neuss, im Rhein-Erft Kreis sowie in den angrenzenden Kreisen zu finden.

Grundlage des Familiennamens Brings ist die Kurzform Bri(e)ns, die auf den lateinischen Rufnamen Severinus (von lateinisch severus ‚streng‘) zurückgeht. Bis etwa 1200 kommen Heiligennamen nicht ohne Einschränkung als Rufnamen vor, denn daneben existieren Namen der Bibel, der Apostel und Märtyrer sowie von historisch bedeutenden Persönlichkeiten und Namen von Sagengestalten und aus der Literatur - Heiligennamen fehlen zu dieser Zeit sogar fast ganz. Das gilt wohl auch für den Rufnamen Severinus, dessen Verbreitung im Rheinland auf die Verehrung des heiligen Severin von Köln zurückzuführen ist. Einzelne Spuren seines Lebens sind im frühen Mittelalter historisch gesichert, aber erst mit dem 10. Jahrhundert baut sich ein Kult um die Person auf, der seit dem 15. Jahrhundert in der vermehrten Vergabe des Namens resultiert. Vielfach drängen sich in dieser Zeit auch mundartliche Formen in den Vordergrund, sodass erste Belege für Frings zu finden sind. Diese Variante beruht darauf, dass bei Übernahme eines lateinischen (oder französischen) Wortes ins Deutsche aufgrund der unterschiedlichen Wortbetonungen meist die erste (manchmal auch noch die zweite) Silbe dieses getilgt wird (Severin > Vri(e)ns) wie dies etwa auch bei Laurentius > Lenz oder Matthias > ThiasThiesTheisen der Fall ist. Zudem findet ein nicht ungewöhnlicher Wechsel des Anlautes statt: Vri(e)ns > Bri(e)ns. Und ein weiterer Lautwandel fällt auf: Statt des n der Ursprungsform steht im Familienname Brings ein ng. Dieser Prozess wird in der Sprachwissenschaft als Velarisierung beschrieben und ist in zahlreichen anderen Wörtern wie Zeit > ZickRhein > Rhing oder Sonnenschein > Sunnensching zu beobachten.

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Der hl. Severin über dem Hauptportal der Basilika St. Severin in Köln | © HOWI - Horsch, Willy, CC BY 3.0
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Der hl. Severin über dem Hauptportal der Basilika St. Severin in Köln | © HOWI - Horsch, Willy, CC BY 3.0

Familiennamen wurden zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert erblich, sind also bereits relativ alt. Das bedeutet aber auch, dass zahlreiche Wörter, die den Familiennamen zugrunde liegen, heute nicht mehr bekannt sind und das wiederum erschwert die Erklärung einzelner Namen. Das ist auch bei Brings der Fall, denn es kann zwar der Rufname Severin zugrunde liegen, möglich ist aber auch, dass Brings sich auf eine Wohnstätte bezieht, die im Mittelniederdeutschen als brink ‚Hügel, Abhang, Grashügel‘ bekannt war.

Schauen wir uns noch die Endung -s an, die sich auch bei zahlreichen weiteren Namen, die häufig im Rheinland belegt sind, finden lässt. Diese Endung geht auf eine alte Genitivflexion (Bildung des Wessen-Falls wie bei des Lebens oder des Regens) zurück und zeigt Abstammung an. Sie stammt von Konstruktionen wie Jan Brings Sohn oder Anna Brings Tochter; mit der Zeit ist dann der Zusatz Sohn oder Tochter entfallen, die Endung -s ist aber erhalten geblieben und zeigt noch heute an, dass es sich bei den Vorfahren heutiger Träger:innen dieses Familiennamens um Männer namens Severin oder um Menschen, die an einem Hügel wohnten, handelte. Möglich ist aber auch, dass die ursprüngliche Endung des Namens -us zu -s verkürzt wurde.

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Brings kann auch auf mittelniederdeutsch brink ‚Hügel, Abhang, Grashügel‘ zurückgehen | © kordi_vahle, Pixabay-Lizenz
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Brings kann auch auf mittelniederdeutsch brink ‚Hügel, Abhang, Grashügel‘ zurückgehen | © kordi_vahle, Pixabay-Lizenz

Bekannt, besonders im Raum Köln, sind zudem wohl auch die Severinsbrücke, die über den Rhein führt sowie das Kollegiatstift St. Severin. Etwas weiter nordöstlich findet sich zudem eine katholische Pfarrkirche, die den Namen des Heiligen trägt.