Baltissen

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Caspar, Melchior und Balthasar – die drei Heiligen Könige. Unter diesen Namen sind sie allerdings erst seit etwa dem 9. Jahrhundert bekannt, im Matthäusevangelium ist noch allein von drei Weisen aus dem Morgenland zu lesen. Ihre christliche Bedeutung dürfte weitgehend bekannt sein, wohl weniger aber, dass ihre Namen auch als Grundlage einzelner Familiennamen dienten. Ein Beispiel, das auf der Basis des Rufnamens Balthasar entstanden ist, ist der Familienname Baltissen. Träger:innen dieses seltenen Namens sind heute vor allem im Rheinland und dort Kreis Kleve, Kreis Wesel, Kreis Viersen sowie in Essen und Wuppertal zu finden, aber auch in Berlin und Gießen (siehe geogen).

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Die Heiligen drei Könige haben auch Spuren in der deutschen Namenlandschaft hinterlassen | © IT-Retro, CC BY-SA 4.0
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Die Heiligen drei Könige haben auch Spuren in der deutschen Namenlandschaft hinterlassen | © IT-Retro, CC BY-SA 4.0

Aber wie wird aus Balthasar der Familienname Baltissen? Gliedert man den Namen nach Wortbildung und Grammatik so erkennt man relativ schnell, dass er aus zwei Bestandteilen besteht: Zum einen aus der Grundform Baltis und zum anderen aus der Endung -(s)en. Baltis ist eine Schreibvariante der deutschen Kurzform Baltes (auch Baldes), einer verkürzten Variante des Rufnamens Balthasar, die in den rheinischen Dialekten gängig ist (RhWB, Band 1, Sp. 423). Die Vollform Balthasar ist die griechische Form eines sehr alten Namens der Art Bel-scharra-usur ‚Gott [Baal] erhalte den König‘. Im deutschen Sprachgebiet wurde Balthasar im Mittelalter vor allem als Name eines der Heiligen drei Könige bekannt, seine ursprüngliche Form entstammt jedoch einer Sprache, die von vor Mitte des 3. bis nach Mitte des 1. Jahrtausends nach Christus belegt ist, danach aber ausstarb (akkadische Sprache).

Die Endung des Familiennamens kann nun unterschiedlichen Ursprungs sein. Zum einen wird angenommen, dass sie als alte Genitivendung (wie bei des Löwen oder des Herren) an einen männlichen (seltener auch weiblichen) Rufnamen angehängt wurde und dann Abstammung anzeigt. Sie stammt dann von Konstruktionen wie Jan Baltiss-en Sohn, bei der mit der Zeit der Zusatz Sohn entfallen ist, die Endung -en aber erhalten geblieben ist. Zum anderen wird vermutet, dass das Suffix -sen angehängt wurde, das auf ursprünglich dem Namen des Vaters nachgestelltes ‚Sohn‘ zurückgeht und durch Verschleifung zu -sen wurde. Beide Varianten zeigen Abstammung an und werden zumeist an die Namen des Vaters (seltener auch der Mutter) angehängt.