Luettgens

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Familiennamen haben eine jahrhundertelange Tradition in der deutschen Namenlandschaft. Sie sind aus ehemaligen sogenannten Beinamen entstanden, die als Grundlage unserer heutigen Familiennamen dienen. Dabei gab es unterschiedliche Methoden, Menschen mit gleichem Namen voneinander zu unterscheiden. Zum einen konnten diese nach ihrem Herkunftsort oder ihrer Wohnstätte benannt werden, zum anderen nach dem Beruf, den sie ausübten oder nach charakterlichen Eigenschaften oder ihrem Aussehen. Häufig diente aber auch der Rufname des Vaters (seltener auch der Mutter) als Grundlage eines Familiennamens. Mit diesem konnte dann Zugehörigkeit und gleichzeitig Abstammung ausgedrückt werden. Ein Beispiel für ein solches Patronym ist etwa Luettgens. Dieser Familienname besteht aus dem Grundwort Luett-, der Verkleinerungsendung -gen sowie der starken Genitivendung (Wessen-Fall) -es. Das Grundwort geht zurück auf eine deutsche Rufnamenkurzform mit dem aus dem Althochdeutschen stammenden Namenglied liut ‚Volk‘, dem im Altsächsischen liud ‚Volk‘ entspricht. Möglich ist aber auch, dass es von der althochdeutschen Form hlūt sowie der altsächsischen Entsprechung hlūd ‚laut, berühmt‘ stammt. Die Rufnamenkurzform ist jeweils in Vollformen wie Ludolph oder Ludwig zu finden.

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Familiennamen in Deutschland kommen in unterschiedlichen Formen vor | © roternagellack, CC BY-NC 2.0
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Familiennamen in Deutschland kommen in unterschiedlichen Formen vor | © roternagellack, CC BY-NC 2.0

Das Suffix -gen, das in vielen rheinischen Familiennamen üblich ist, hat ebenfalls eine lange sprachliche Geschichte. Seinen Ursprung hat es in der altsächsischen Endung -kīn sowie den mittelniederdeutschen Entsprechungen -kîn, -ken. Im Westniederdeutschen und am Niederrhein wurde das k dieses Suffixes teilweise zu g geschwächt, besonders häufig vor allem in der Position nach d oder t, sodass aus -ken die Endung des Familiennamens Luettgens entstand. Sie entspricht der uns heute geläufigeren Form -chen und drückt Verkleinerung aber auch Zuneigung aus. Luettgen könnte also einerseits ‚kleiner, junger Mann namens Luett‘ meinen oder andererseits Verbundenheit bedeuten. Kommen wir zum dritten Bestandteil des Namens – der starken Genitivendung -s, die noch in zahlreichen Familiennamen im Rheinland erhalten ist. Sie stammt ursprünglich von Konstruktionen wie Jan Luettgens Sohn und drückt Abstammung aus. Mit der Zeit wurde der Zusatz Sohn aber getilgt, erhalten ist nur noch die Genitivendung -s, die noch heute anzeigt, dass es sich bei Träger:innen des Namens Luettgens um Nachkommen eines Mannes mit dem Namen Luettgen handelt. Ein Großteil der Menschen, die diesen Namen tragen, leben derzeit im Rheinland und dort vor allem an der Grenze zu den Niederlanden im Kreis Heinsberg sowie in der Städteregion Aachen (siehe auch geogen).

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Auch in Puppenhäuschen ist eine Verkleinerungsendung enthalten | © Karl Gröber, gemeinfrei
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Auch in Puppenhäuschen ist eine Verkleinerungsendung enthalten | © Karl Gröber, gemeinfrei