Ludwig

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Vornamen sind auch ein Spiegel ihrer Zeit - sie ändern sich im Laufe der Jahre immer wieder. Standen Mitte der 1970er Jahre etwa noch Anna, Anneliese sowie Berta/Bertha auf den ersten Plätzen bei den Mädchen und Alfred, Arthur/Artur und Bruno bei den Jungen, sind diese 43 Jahre später nicht mehr in der Liste der beliebtesten Vornamen zu finden. Ludwig hingegen ist weder 1977 noch 2020 noch in den Jahren und Jahrzehnten dazwischen in diesen Listen zu finden. Seine Hauptverbreitungszeit liegt dagegen im 18. Jahrhundert, beliebt war der Name bis etwa Anfang des 20. Jahrhunderts. Auch viele Könige, Kaiser, Herzoge und andere Herrscher sowie eines der berühmtesten Kinder Bonns, Ludwig van Beethoven, trugen diesen Namen. Seinen Ursprung hat der Vorname im Althochdeutschen, beide Bestandteile lassen sich auf Formen dieser Sprachstufe zurückführen: Das erste Glied des Namens geht zurück auf das althochdeutsche Wort hlūt ‚laut, berühmt‘, das zweite stammt von althochdeutsch wīg ‚Kampf, Krieg‘. Ludwig dürfte also etwa ‚berühmter Krieger‘ bedeutet haben. Zudem ist der Vorname auch in der Form Chlodwig bekannt; ein Platz inmitten Kölns trägt ebenfalls diesen Namen, auf ihm erhebt sich die Severinstorburg.

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Auch einer der berühmtesten Bürger des Rheinlandes trug den Rufnamen Ludwig | © gemeinfrei
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Auch einer der berühmtesten Bürger des Rheinlandes trug den Rufnamen Ludwig | © gemeinfrei

Wie das häufig bei alten deutschen Vornamen, die besonders beliebt waren und häufig vergeben wurden, der Fall ist, sind in den rheinischen Dialekten zahlreiche Kurzformen von Ludwig bekannt. Sie dienen einerseits dazu, Menschen mit gleichem Namen voneinander zu unterscheiden, gleichzeitig können sie aber auch verwendet werden, um Zuneigung auszudrücken. Im großen Rheinischen Wörterbuch finden sich eine Vielzahl der unterschiedlichen Kurzformen; zum einen solche, bei denen der zweite Bestandteil getilgt wurde, sodass Varianten wie Lut in Kommern, Heinsberg, Geldern, Moers, Kleve, Rees und Dinslaken belegt sind, Lüt für Schleiden-Eicks sowie Geilenkirchen und Löf oder Lüfke in Geldern. Auch Lutz ist eine dieser Varianten, sie besteht aus dem ersten Glied der Vollform Ludwig sowie der Endung -z, die Verniedlichung ausdrückt und Zuneigung anzeigt (siehe auch Fritz). Formen wie Lutz sind im Rheinischen Wörterbuch (Band 5, Sp. 578) vermerkt für Barmen, Köln und Jülich. Zudem gibt es Kurzformen, die auf dem zweiten Bestandteil des Vornamens beruhen und bei denen der erste getilgt wurde. Sie lauten Wik (Aachen-Merkstein), Wickes (Schleiden, Monschau, Aachen, Jülich, Düren, Bergheim, Grevenbroich, Mönchengladbach, Geilenkirchen, Heinsberg, Kempen) oder Wigges (Wipperfürth). Bei Übernahme in die deutsche Sprache wurden viele ursprünglich nichtgermanische Namen, die zumeist lateinischen Ursprungs waren, lautlich an die Empfängersprache oder in diesem Fall an die rheinischen Mundarten angepasst: Antonius – TönnesJohannes – HännesAndreas – Drees. Zuweilen war es aber auch modern, diese Endung an germanische Namen anzuhängen, so auch bei Wickes oder Wigges.