Alltagskultur und Sprache in schönster Verbindung

Text

Vergangenen Freitag (25.03.2022) fand die Finissage zur Ausstellung „Das Leben mit dem Loch“ im Nell-Breuning-Haus in Herzogenrath statt. Diese besondere Veranstaltung wurde zum einen durch Reden der Hausleitung sowie der Leitung der ILR-Abteilung Alltagskultur und Sprache begleitet. Zudem wurde ein kleiner Film, in Kooperation mit den beiden Kuratorinnen der Ausstellung gedreht, gezeigt.

Aus sprachwissenschaftlicher Sicht war aber auch die musikalische Untermalung des Abends spannend: Dieter Kaspari’s Blues Bajasch spielte neben Blues auch ein Lied im Öcher Platt, das der Namengeber der Band  Dieter Kaspari selbst geschrieben hat. Zum einen geht er in diesem der Frage nach, ob er ein Träumer (im Öcher Platt Dröimer) sei oder einfach zu viel allein, zum anderen ruft das Lied dazu auf, das Hier und Jetzt zu genießen und nicht an morgen zu denken. Das klingt im Aachener Dialekt dann so: 

Wat is mit misch los, wo jüht et met mesch hen, bin ich ne Dröimer oder bin ich zo völ alleen … Wie denke nit a morje, hü wied jelevt, en hü wied jelaat.

Übersetzung: „Was ist mit mir los, wo geht es mit mir hin, bin ich ein Träumer oder bin ich zu viel allein... Wir denken nicht an morgen, heute wird gelebt, und heute wird gelacht.“

Wer sich den Song ausgiebig anhören möchte, findet diesen hier.

Aber nicht nur der Text des Liedes ist interessant, sondern auch der Name der Band selbst. Zum einen besteht der aus der Musikrichtung Blues, die die Band hauptsächlich spielt, zum anderen aus dem Zusatz Bajasch, der für Nicht-Rheinländer:innen wohl Fragen aufwirft: Was hat es damit auf sich und was bedeutet es? Und, wo hat es seinen Ursprung? Vermutlich geht es zurück auf das französische Wort bagage ‚Gepäck‘, welches in den Dialekten des Rheinlandes dann lautlich angepasst auftritt (siehe auch RhWB, Band 1, Sp. 392): So tritt hier das Phänomen j statt g auf, welches eine bekannte Eigenheit der ripuarischen Dialekte ist.

Bei Bajasch liegt wohl zudem eine Bedeutungserweiterung vor: Die auf Personen übertragene Bedeutung von Bajasch (als ‚Anhang, Familie‘, später dann auch ‚Sippe, Gesindel‘) ist ursprünglich in französisch bagage nicht enthalten. Diese lexikalische Scheinentsprechung oder Erweiterung eignet sich aber natürlich hervorragend für die Bezeichnung einer Musikgruppe, die ja häufig auch als Familie gesehen wird und so eine schöne Verbindung von emotionaler Nähe durch die Sprache, aber auch mit dieser verbundenen Bedeutung aufweist. Und Dieter Kaspari’s Blues Bajasch ist nicht die einzige Gruppe, die diesen Zusatz hinzugefügt hat. Auch in anderen Musikrichtungen wie etwa im HipHop tritt dieser auf, so nennt sich hier eine Gruppe etwa Bam Bam Babylon Bajasch. Die (mittlerweile aufgelöste) Band, die das Mottolied für den Karneval der Session 2004/2005 beigetragen hat, nannte sich nur Bajasch.

Bild
Flyer zur Finissage
Bildunterschrift
Veranstaltung im Nell-Breuning-Hauses in Kooperation mit dem LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Herzogenrath mit musikalischer Untermalung in Öcher Platt | © Nell-Breuning-Haus, Herzogenrath